
DASEINSBERECHTIGUNG
Nicht nur die Prophezeiungen des Herrn George Orwell bewahrheiten sich auf tragische Art, sondern auch ein Jahrhundertunglück, dass der Mensch in seiner Einfalt und im Übermut selbst verursacht hatte.
Voller Stolz startete sie ihre Jungfernfahrt am 10. April 1912 von Southampton über den Atlantik in Richtung New York. Zu dieser Zeit war sie das größte je von Menschenhand gebaute Schiff. Der Rumpf war in 16 Kammern unterteilt, die durch wasserdichte Schotten separiert werden konnten. Deshalb hielten Experten dieses Schiff für unsinkbar. „Gott selbst könnte dieses Schiff nicht versenken“, soll die Reeder als Bauherren mit Blick auf die vier mächtigen Schornsteine der Titanic den Menschen zugerufen haben. Sie konnten nicht ahnen, dass nur vier Tage später ein unscheinbarer Eisberg in einer sternenklaren Nacht im Atlantik die für unsinkbar gehaltene Titanic zum kentern bringen würde. Rund 1.500 Menschen gingen mit dem Schiff unter, weil es zu wenig Rettungsboote gab, auf die u. a. wegen der angeblichen Sicherheit des Dampfers verzichtet wurde. Ein tragischer Irrtum.
Obwohl allen an Bord klar gewesen sein musste, dass die Titanic in die eisigen Fluten des Atlantiks untergehen wird, spielte die Musikkapelle weiter, während sich die Stuarts bemühten, die Liegestühle an Deck neu auszurichten. Ähnlich verhält sich das Establishment in Berlin und Brüssel. Obwohl es die Spatzen es von den Dächern pfeifen, dass in Sachen Wohlstand kein Stein auf dem anderen bleiben wird, verdrängen sie diese Entwicklung und beschäftigen sich stattdessen mit Themen wie Cannabislegalisierung, Namensrecht, Selbstbestimmungsrecht, schnellere Einbürgerung, Waffenlieferungen an die Ukraine statt Diplomatie, Demokratiefördergesetz, etc. Als gäbe es keine anderen Herausforderungen, die dringender wären. So zeichnet sich bereits ein irreversibler Produktionsrückgang ab, der unseren Wohlstand gefährdet. Wenn die Wirtschaft nicht rund läuft, dann läuft weder in Deutschland noch in der EU etwas rund. Statt die Unternehmer und Bürger finanziell zu entlasten, damit sich Deutschland aus der Krise herausarbeiten kann, wird genau das Gegenteil getan. Wer hier den Finger in die Wunde legt und die Verantwortlichen auf die Missstände hinweist, wird als ahnungsloser Dummschwätzer mit radikalen politischen Absichten diffamiert.
Jedes Lebewesen hat seine Daseinsberechtigung. Doch niemand ist von Natur aus einem anderen untertan, so dass jegliche Einschränkung dieser Freiheit, auch staatliche, nur gerechtfertigt ist, wenn ihr jeder Einzelne zustimmen kann. Ein Rechtsstaat ist auf Einwilligung aller Bürger angewiesen. Daran fehlte es in Deutschland über Jahrzehnte nicht. Nun wendet sich das Blatt, weil der Staat die Daseinsvorsorge immer öfter willkürlich einschränkt.
Die Daseinsvorsorge bezeichnet die Aufgabe des Staates, seinen Bürgerinnen und Bürgern Güter und Leistungen bereitzustellen, die ihrer Grundversorgung dienen. Dazu zählen u. a. Verkehr, Beförderungswesen, Infrastruktur, Müllabfuhr, Sicherheit (Justiz), Verteidigung, Strom-, Gas- und Wasserversorgung, Bildung, Kultur, Abwasserbeseitigung, Krankenhäuser, Friedhöfe, Feuerwehr, Renten-, Kranken- und Pflegekasse, usw. Die Google-Suche nach dem Begriff Daseinsvorsorge listet rund drei Millionen Einträge.
1964 erblickten die meisten Menschen hierzulande das Licht der Welt. Seitdem sinkt die Zahl der Geburten. Diese Entwicklung ignorierte die Politik, die nun von der Realität eingeholt wird. Sie kann nicht länger negieren, wovor Experten seit Jahrzehnten warnen. Immer mehr Menschen gehen in Rente, während die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Zudem werden die Menschen älter, was zu höheren Rentenausgaben führt. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Sozialsysteme, sondern im Besonderen auf die Produktivität in Deutschland. Es ist die Rede davon, dass Fachkräfte fehlen werden. Mitnichten. Uns wird die Arbeit ausgehen, während KI den Rest erledigt. Die Folgen erleben wir bereits. Doch kaum jemand ist in der Lage, über den “Tellerrand” zu schauen, weil ihm für ein ganzheitliches Bild das Wissen fehlt.

Der Staat hat den Absprung von “belehren” zu “Persönlichkeit fördern und stärken” versäumt. Der Fokus lag bisher “nur” auf Daseinsvorsorge, weshalb es heute an Daseinswissen und -sicherheit fehlt. (Google listet weniger als 50 Vorschläge). Das zeigt, wie stiefmütterlich dieses Thema behandelt wird. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Nun ist es an der Zeit, das Versäumte ob der großen Herausforderungen schnellstmöglich nachzuholen, denn Daseinswissen sichert Wohlstand, Lebensleistung sowie Gesundheit und damit die Existenz!
“Leben ist die seltsame und einzigartige Wirklichkeit, die das Vorrecht genießt, für sich da zu sein. Alles Leben ist Erleben, ein Lebensgefühl, ein Daseinswissen”,
erkannte der spanische Philosoph José Ortega y Gasset (1883-1955). Angesichts der Vielseitigkeit von Menschen und Herausforderungen der modernen Welt ist unser Bildungssystem nicht in der Lage, das notwendige Wissen zu vermitteln. Deshalb muss es sich auf das Wesentliche beschränken, womit es jetzt schon überfordert ist.
Das Establishment behandelt Schulen wie "Lost Places" und nicht als das, was sie sind: Eine Veredlungsstätte für die Rohstoffe Wissen, Talent, Persönlichkeit, Charakter, usw. Deshalb zu resignieren führt zu gar nichts - wir müssen es ändern! Genau das ist möglich. Einmal mehr bestätigt sich das Gelassenheitsgebet des US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr:
“Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”
Was im Handwerk schon seit Jahrzehnten “normal” ist, wird im Umgang mit dem eigenen Leben zur Norm werden: “Do it yourself”, denn: Wer sich auf den Staat verlässt, ist verlassen! Die staatliche Fürsorge beschränkt sich immer öfter nur noch auf das Notwendige. Alles, was darüber hinaus geht, muss der Bürger eigenständig klären, regeln und bezahlen. Diese Entwicklung hat es so noch nie gegeben. Dabei stehen wir erst am Anfang, d. h. die Einschränkungen kommen langsam, aber gewaltig. Deshalb ist es an der Zeit, sich um seine Existenz (= Dasein) selbst zu kümmern, um die eigene Zukunft zu meistern. Womit sich die Frage stellt, ob Sie heute schon in der Lage sind, sich um diese Dinge eigenständig zu kümmern?
„Für die Welt bist Du irgendjemand. Aber für irgendjemand bist Du die Welt.“
Der Dalai Lama sagte: “
Es gibt nur zwei Tage im Jahr, an denen man nichts tun kann. Der eine ist Gestern, der andere Morgen. Dies bedeutet, dass heute der richtige Tag zum Lieben, Glauben und in erster Linie zum Leben ist."
Es geht um den Augenblick, den so viele Menschen nicht leben. Sie hängen gedanklich an der Vergangenheit und beklagen die verlorenen Chancen, während sie sorgenvoll in die Zukunft schauen. Doch ist das eine un-widerruflich vorbei, während das andere noch Vision ist und niemand weiß, ob es ein Morgen geben wird. Was bleibt ist der Augenblick, in dem wir leben können. Den Bruchteil dieser Sekunde gilt es anzunehmen.
L(i)ebe den Augenblick!
Unser Leben gleicht einer Sanduhr und doch verhalten wir uns so, als würden wir ewig leben. Menschen auf dem Sterbebett bedauern, nicht bewusster und entschiedener gelebt zu haben. Sie verschoben alles auf morgen und damit auf den “Sankt-Nimmerleins-Tag”. Sie hatten nie gelebt, sie wurden gelebt, um zum einen die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Zum anderen liebten sie ihre Gewohnheiten. In der täglichen Routine ist Sicherheit. Darüber hinaus fängt der Dschungel an. So leben wir buchstäblich in stürmischen Zeiten, die zudem so unübersichtlich geworden sind, dass es immer schwieriger wird, sichere Entscheidungen zu treffen. Gerade im Hinblick auf die Politik und ihre monetäre Beschlüsse fehlt den Menschen der Kompass und, im metaphorischen Sinne, der Leuchtturm, der ihnen Sicherheit und Orientierung gibt.
